Ich weiß, dass ich mich mit diesem Beitrag auf ganz dünnes Eis begebe, aber nicht wenige in dieser Republik denken so und es ist nicht meine Aufgabe darüber zu urteilen wer Recht hat, sondern einfach mal eine scheinbar eindeutige Angelegenheit auch von einer anderen Seite aus zu beleuchten. Die folgenden Sätze mögen mir also nicht als persönliche Meinung ausgelegt werden, sondern als die Ausübung des Rechts auf freie Meinungsäußerung im Namen von Menschen, die vielleicht keine Möglichkeit dazu haben und sie sollen als Anregung zum Nachdenken verstanden werden.
In Berlin wurde vor wenigen Tagen ein Mann auf einem U-Bahnhof zusammen geschlagen, weil er einen betrunkenen auf einer Bank gesehen und gefragt hatte, ob er ihm helfen könne. Der Mann wurde so schwer verletzt, dass unklar ist, ob und wie er sich von den Verletzungen wieder erholen wird, mal abgesehen von den seelischen Folgen eines solchen Erlebnisses, dass einen nie wieder verlassen wird. Einen derart massiven Angriff auf das eigene Leben und die eigene Gesundheit bleibt mit lebenslangen Erinnerungen haften. Was ich nicht verstehen kann, als jemand der als Aussenstehender nur den Artikel liest ist schnell erklärt. Wieso können Menschen nicht einschätzen, dass sie sich nachts auf einem einsamen U-Bahnhof in Gefahr begeben, wenn sie fremde Menschen ansprechen? Was wollte dieser Mann erreichen? Ist dies wirklich einfach nur Hilfsbereitschaft oder nicht doch auch falsch verstandenes Heldentum mit unabsehbaren Folgen. Im U-Bahnhof gibt es Meldeanlagen, über die man den Verkehrsbetrieb über Vorfälle informieren kann, es gibt Handys, es gibt unendlich viele Möglichkeiten zu helfen ohne sich dabei selber in Gefahr zu begeben. Wieso wählen Menschen ein paar Wochen nach dem Urteil über die Münchner U-Bahnschläger das Mittel der direkten Konfrontation? Natürlich kann man sagen, man konnte ja nicht wissen, dass der Jugendliche so massiv reagieren würde, aber ich frage darauf: Konnte man das wirklich nicht wissen oder zumindest erahnen?“
In München war es ein ehemaliger Lehrer, der die Aufforderung an zwei Jugendliche, das Rauchen zu unterlassen, fast mit seinem Leben bezahlt hätte. Ist es Zivilchourage, wenn ein 70-jähriger Lehrer als Hilfsheriff Jugendlichen das Rauchen untersagen will oder ist es einfach nur Dummheit, Selbstüberschätzung und eine Einmischung in Angelegenheiten, die einen nichts angehen, weil wir dafür die Polizei haben. Wie würde das Leben in Deutschland aussehen, wenn jeder darauf achten würde, dass die anderen die Gesetze einhalten. Hat dieser Lehrer, der sich eingemischt hat nicht vielleicht auch selber seine Steuererklärung unehrlich gemacht, dies aber als ein Kavaliersdelikt betrachtet. Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Wir sollten, so glaube ich, im Umgang miteinander etwas nachsichtiger sein, vielleicht hat das auf diese U-Bahnschläger eine größere Wirkung als Strafen und Gesetze. Wenn ich mich in das Leben eines anderen ungefragt einmische, so muss ich auch immer damit rechnen, dass sich dieser ungefragt in mein Leben einmischt.
Ich hoffe, dass sich in Zukunft nicht so schnell wieder solche Gewaltexzesse wiederholen, doch seien sie gewarnt und überlegen gut, ob sie ihre eigene Gesundheit und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen wollen, wenn es auch andere Wege des „nicht wegschauens“ gibt.