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Auswandern

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Sieht man die Menge an Auswanderungs-Shows im Deutschen Fernsehen, dann könnte man meinen, das Land müsse in wenigen Jahren leergefegt sein. Ganz so dramatisch ist es glücklicher Weise nicht, doch die Zahl der Auswanderer ist zur Zeit größer als die Zahl der Rückkehrer.

Menschen sind schon zu allen Zeiten ausgewandert, nicht nur in wirtschaftlich oder politisch schlechten Zeiten. Es wäre mühsam alle prominenten Beispiele aufzuzählen, denn schon allein in den letzten 20 Jahren sind es so viele, dass es diesen Blog sprengen würde.

Was bewegt die Menschen, die ihrer Heimat den Rücken kehren? Viele der Auswanderer sind schlicht Abenteurer. Sie suchen eine neue Herausforderung und wollen ihren Horizont im wahrsten Sinne des Wortes erweitern.

Die Shows geben uns einen kleinen Eindruck von den Problemen, die beim Auswandern auf einen zukommen, doch natürlich können sie das wahre Ausmaß nicht abbilden. Am leichtesten haben es Menschen, die im gleichen Sprachraum bleiben, einmal wegen der Verständigung, aber auch, weil natürlich ähnliche kulturelle Gegebenheiten anzutreffen sind. Wer jedoch in ein Land auswandert, dessen Sprache und Kultur er nicht kennt, der kann schnell Überraschungen erleben, auf die er nicht vorbereitet war. Das Erlernen der Sprache ist ein großes Hindernis, gerade wenn man darauf angewiesen ist neue Kontakte zu knüpfen, Freunde zu gewinnen und einen Arbeitsplatz zu finden. Doch das Sprachproblem ist nichts gegen die kulturellen Unterschiede. Aus der Ferne nehmen wir es nicht so wahr, doch selbst in Ländern, die zur EU gehören, sind die Wertevorstellungen und die kulturellen Prägungen völlig unterschiedlich. In Ländern mit einer kommunistischen Vergangenheit zum Beispiel bestehen ganz andere familiäre Verhältnisse. Die Erwartungen an die Familie sind viel größer, die Bindung an die Eltern ist stärker, Männer spielen in der Ehe eine andere Rolle als in Deutschland, Frauen natürlich auch. Unsere weichgespülten Männer sollten sich mal mit einer feurigen Bulgarin oder Rumänin einlassen, sie würden ihr blaues Wunder erleben. Hier fliegen noch die Fetzen, wenn es eine Auseinandersetzung gibt und die Frauen lassen sich auch nicht davon beeindrucken, wenn ihr Mann erfolgreich einen Häkelkurs absolviert hat. Hier sind andere Fähigkeiten gefragt. Vergiss ein osteuropäischer Mann ab und zu mal gehörig auf den Tisch zu hauen, dann kann er zusehen, wie lange es dauert, bis er nur noch der Diener seiner Frau ist.

Das finden wir im übrigen ähnlich in Ländern wie Spanien, Portugal oder Italien, es ist also nicht nur eine Frage der demokratischen Tradition, sondern auch der Mentalität. Ich rate jedem, der vorhat auszuwandern, sich mit den Gegebenheiten vor Ort gut vertraut zu machen. Dabei würde ich nicht zu sehr auf die Menschen zu hören, die immer alles mies machen, sondern seine eigenen Augen zu benutzen. Das kann einem eine große Enttäuschung ersparen, denn die meisten Rückkehrer sind deshalb nach Deutschland zurückgekommen, weil sie an ihre neue Heimat einfach falsche Erwartungen hatten. In Spanien scheint zwar länger die Sonne, das heißt aber nicht, dass das Leben dort einfacher und schöner ist. Ganz im Gegenteil, denn wen es den Sommer über ständig über 40° C sind und sie arbeiten müssen, dann geht das sehr auf die Kondition und sie wünschen sich schnell das Deutsche Klima zurück.

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18 Jahre Deutsche Einheit

Ein verlängertes Wochenende hat uns dieses Jahr der Feiertag gebracht, der in der Bevölkerung bis heute nicht richtig angekommen ist. Es mag vereinzelte Menschen geben, die aufgrund ihres persönlichen Schicksals den Tag als Feiertag empfinden, doch die überwiegende Mehrheit tut es nicht. Wenn es überhaupt einen Feiertag der Deutschen Einheit gibt, dann ist es der 9. November, aber auch an diesem Tag halten sich die feierlichen Gefühle der Deutschen im wahrsten Sinne des Wortes in „Grenzen“.

Woher kommt es, dass die Deutschen keine Freude an der Wiedervereinigung zeigen? Sind es die damit verbundenen Probleme oder fühlen wir uns gar mit dem ehemaligen Klassenfeind nicht verbunden? Sind die Narben der Trennung so groß, dass ein Zusammenwachsen nicht mehr möglich ist? Ich kenne Menschen, die wohnen zwar im Berliner Umland, weil sie gerne den Vorzug der preiswerten Grundstücke und der Ruhe der Natur genießen wollen, melden aber ihre Autos auf eine Scheinadresse in Berlin an, weil sie um keine Preis der Welt eine Autokennzeichen aus der „DDR“ haben wollen. Gerade ehemaligen West-Berlinern läuft ein Schauer über den Rücken, wenn man zu ihnen sagt, sie würden im „Osten“ wohnen, was ja geographisch nicht von der Hand zu weisen ist.

Nun ist die Berliner Republik volljährig geworden und es ist an der Zeit, dass wir uns mit ihr identifizieren. Wir sollten es nicht nur den Politikern und Investoren überlassen unsere Zukunft zu gestalten, sondern wir müssen sie aktiv mitgestalten. Man kann die Identifikation mit einem Land nicht verordnen, also ist es an uns, an den Bürgern, unsere Zukunft positiv zu gestalten. Trotz aller schlechter Nachrichten geht es uns ja nicht wirklich schlecht und wir haben es selber in der Hand, unsere Republik zu einem neuen Wohlstand zu führen. Vielleicht sollten sich die Deutschen neben allem Wandel auch mal wieder auf ihre eigentlichen Tugenden besinnen. Der deutsche Erfindergeist, die deutsche Qualitätsarbeit, die deutsche Verlässlichkeit, der Sinn für Ordnung und Regeln und die deutsche Kultur genossen und genießen weltweit hohes Ansehen. Hier ist der Punkt, an dem wir anknüpfen können, um aus einer schlechten Kopie des „American way of life“ wieder etwas Eigenständiges zu machen. Das Potential dazu haben wir.

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