Der britische Wissenschaftler Steve Jones vertritt die These, dass die menschliche Evolution zum Ende gekommen ist. Es gibt keine natürliche Selektion im Sinne des Darwinismus mehr, da 98% der Menschen in der zivilisierten Welt das zeugungsfähige Alter erreichen und sich vermehren können, ganz egal ob ihre Gene vorteilhaft sind oder nicht. Menschen mit einem schwachen Immunsystem oder schlechten Zähnen wären früher jung gestorben, was über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg den Genpool verändert und die Evolution vorangetrieben hätte.
Kritiker von Jones geben zu bedenken, dass auch heute noch Menschen frühzeitig an Krankheiten sterben, aber man muss in meine Augen Jones recht geben, denn natürlich ist das nur ein Bruchteil derer, die vor 200 Jahren der natürlichen Selektion zum Opfer gefallen sind.
Ich glaube vielmehr, dass wir Menschen in Zukunft die Aufgabe der Evolution übernehmen werden. Schon in wenigen Jahrzehnten wird es leicht möglich sein, die Qualität der Gene auf ihre Mängel in der Erbanlage zu überprüfen und so bei der Partnerwahl der Mensch die Selektion übernehmen. Wenn man einen aussagefähigen Gentest für 3,50 EUR in jeder Apotheke bekommt, dann wären doch potentielle Eltern dumm, sich einen Partner auszusuchen, von dem man weiß, dass sein Erbgut Risiken in sich birgt. Es wird auch kein Gesetz geben, dass dies untersagen kann. Allerdings wird auch diese Selektion nur sehr langsam und unvollständig voranschreiten, so dass ich im Großen und Ganzen Steve Jones Recht geben muss: die Menschliche Evolution ist zum Stillstand gekommen. Wir werden uns natürlich noch weiter vermischen, gerade in der Zeit der Globalisierung entstehen ganz neue Phänotypen, aber mit Evolution im klassischen Sinne hat das nichts zu tun. Uns werden weder Schwimmflossen wachsen, weil der Wasserspiegel ansteigt, noch werden sich Menschen mit einem guten Gehör stärker vermehren, weil sie die Straßenbahn früher kommen hören.