In München ist ein ehemaliger Werbetexter, Dichter, Verleger und Besitzer eines Kamelgestüts für einen Tag ins Gefängnis gegangen, weil er eine Ordnungsstrafe von 25,- EUR nicht bezahlen wollte. Um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen und den Behörden zu zeigen, was er von ihnen hält, hat er seine Haft kurzerhand auf dem Rücken eines Kamels angetreten.
Der Mann hatte bereits so Erfahrung mit Behörden – und mit Gerichten. Mal fühlte er sich selbst beleidigt, häufiger beleidigte er andere. Als ihm zwei Motorradfahrer den Mittelfinger zeigten, schrieb er an das Polizeipräsidium: „Ich kann die Frau leicht wiedererkennen, weil sie bemerkenswert hässlich war. Den Motorradfahrer möchte ich nicht anzeigen, weil er mit seiner hässlichen Frau schon genug gestraft ist.“
Auch in der Angelegenheit, die ihm schließlich die Haftstrafe eingebracht hatte, gab es bereits eine Vorgeschichte. Am Rand der Rennbahn, wo sich auch das Kamelgestüt unseres tapferen Schneiderleins befindet, gibt es eine ungepflegten Grünstreifen, den dieser gerne als Parkplatz nutzt. Schon in der Vergangenheit hatte er dort verschiedene Strafzettel kassiert, aber jedesmal erfolgreich Einspruch einlegen können, da man bei der Münchener Staatsanwaltschaft erkannt hatte, dass ein Stück ungepflegtes Grün voller Unkraut nicht unter dem Schutz der Grünanlagensatzung stehen könne. Diesmal hatte der Regierungsdirektor aber kein Einsehen und bestand auf der Zahlung des Ordnungsgeldes, da, Grünanalage hin oder her, der Platz nicht zum Abstellen von Fahrzeugen geeignet sei.
Nachdem unser Störenfried seine Haftstrafe jetzt abgesessen hat droht ihm bereits weiteres Ungemach, denn in der Staatsanwaltschaft ist man der Meinung, dass dort keine Kamele arbeiten und will nun eine Anzeige wegen Beamtenbeleidung stellen. Aber auch darauf freut sich der streitbare Kämpfer für Gerechtigkeit. Er will dann mit einem weißen Kamel und schwarzer Robe zum Termin erscheinen. Für eine Fortsetzung der Episode scheint also gesorgt. Was der Steuerzahler zu dem Kleinkrieg sagt, der die Staatskasse viel Geld kostet und weder zur Herstellung noch zur Wahrung der öffentlichen Ordnung geeignet erscheint, hat bisher niemanden interessiert. Vielleicht werden wir in ein paar Monaten wissen, ob die Kamele vielleicht doch nicht nur im Stall an der Rennbahn sitzen.