Ist Gewalt anthropologisch bedingt, genauso wie Hunger oder der Sexualtrieb? Oder kann der Mensch gewaltlos leben? Es gibt für beide Theorien Argumente.
Gewalt fasziniert die Menschen. Es ist eine Mischung von Gefühlen, zwischen Abscheu und Lust. Bei Männern stimulliert dieses Gefühl und wirk leisungssteigernd, zum Beispiel bei den Kampfsportzuschauern, oder bei Computer Spielen. Bei Frauen löst es Stress aus. Doch sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern wirkt es allgemein als erregend.
In der Geschichte kann man sehen, dass Gewalt Menschen anmacht. Bei öffentlichen Hinrichtungen oder Zweikämpfe haben sich Menschen herzhaft unterhalten.
Warum führen Kinder mit ihren Plastikfiguren Kriege? Vielleicht um Konfliksituationen zu verstehen? Haben alle Menschen sadistische Neigungen? Werden wir so geboren?
Gewalt ist nicht nur eine Männersache. Man glaubt, ohne Männer gäbe es keine Schlägereien. „Die Geschlechterunterschiede in der körperlichen Gewaltauslebung sind so groß, dass sich die Forschung jahrelang nur mit Männern beschäftigt hat“, sagt Herbert Scheithauer, Entwicklungspsychologe an der FU Berlin. Doch auch Frauen üben nicht nur verbale Gewalt aus. „Je mehr Aufmerksamkeit wir dem Phänomen widmen, desto häufiger erkennen wir es“, sagt Scheithauer. Häufig richtet sich Gewalt in der Ehe gegen Männer, das sehen Experten erst, seit Männer sich zur Opferrolle bekennen. Dass Frauen seltener draufhauen, hat keine organischen Ursachen, sagt Scheithauer. Am Testosteron liegt es nicht, wie zahlreiche Studien belegten. Die Unterschiede sind vielmehr kulturell bedingt. So nimmt auch die Zahl der Schlägereien zwischen Mädchen zu.
Die Erziehung spielt auch eine große Rolle in der Gewaltbereitschaft der Menschen.
150.000 Kinder sind pro Jahr in Deutschland betroffen. Wer als Kind von den Eltern geschlagen wurde, hat ein mehr als vierfach höheres Risiko, später kriminell zu werden als gewaltfrei erzogene Kinder, hat Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, in einer Studie ermittelt. Menschen, die in der Kindheit elterliche Gewalt erlitten, zeigen ein vermindertes Hirnwachstum. Anstelle von Mitgefühl lernen sie, dass man durch Schläge andere dominieren kann. Es ist allgemein bekannt, dass Macht eine enorme Bestärkung für gewalttätiges Verhaltens ist.
Die genetische Veranlagung und die negativen Einflüsse der Umgebung spielen auch eine entscheidende Rolle.
Werden sich die Menschen jemals in friedfertige Wesen verwandeln? Das ist wahrscheinlich unmöglich. Doch tatsächlich versuchen jetzt Menschen, mehr als früher ihre Interessen friedlich durchzusetzen und verzichten auf Gewalt.